Die wenigstens Fahrradschlösser sind „sicher“!
Wer sein Zweirad nicht in einer eigenen Garage, Keller oder Hinterhof sicher unterbringen kann, kommt zwangsläufig zu dem Punkt der Sicherung durch ein Fahrradschloss. Da stellt sich dann schnell die Frage: Welches Schloss ist wirklich sicher?
Die Antwort lautet: Keines!
Alle Schlösser sind nach gewisser Zeit knackbar. Was aber einen qualitativen Unterschied macht ist die Zeit, die ein Dieb braucht, um das Schloss zu öffnen. Ab einer Knack-Zeit von drei Minuten zählt ein Schloss allgemein als „sicher“. Denn je länger eine Person an einem Schloss herumwerkelt, desto auffälliger wird es und desto höher ist die Gefahr von Passanten oder Anwohnern angesprochen zu werden oder dass jemand die Polizei benachrichtigt.
Erfahrenere Fahrraddiebe sortieren deshalb Räder mit Schlössertypen einer besseren Kategorie schon im Vorhinein aus und suchen lieber nach einem Rad mit leichter zu knackendem Schloss.
Da E-Bikes zu den teuersten Rädern auf unseren Straßen zählen, sollte man sich also ausreichend Gedanken über ein gutes Schloss machen. 10% – 20% des Radpreises sollte man laut der allgemeinen Meinung in der Fachpresse auch in ein Schloss investieren.
Kabelschlösser: Sie zählen zu den günstigsten Schlössern, sind aber mithilfe eines Seitenschneiders in wenigen Sekunden durchgetrennt und deshalb nicht geeignet ein teures Rad zu sichern.
Rahmenschlösser: Die am Rahmen direkt montierten Rahmenschlösser, die mithilfe eines Bolzens die Räder blockieren, sind nur laut (Eisspray und einigen Hammerschlägen) knackbar und würden deshalb realtiv viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber häufig wird vergessen, dass man das Rad damit nirgends anschließen kann und es von Dieben einfach unauffällig hinten leicht angehoben und weggeschoben werden kann, sodass der Dieb wo anders ungestört dem Schloss zu Leibe rücken kann.
Billige Rahmenschlösser lassen sich häufig sogar einfach durch ein Aufschlagen des Hinterrades auf den Boden öffnen.
Panzerschlösser: Der Name klingt vielversprechend, aber Tests zeigen, dass sie dennoch recht schnell aufzubrechen sind.
Das bei Stiftung Warentest am besten abgeschnittene Panzerschloss ist das ABUS Granit Steel-O-Flex X-Plus 1025 für ca. 80 Euro. Allerdings erhielt es im Vergleich zu anderen Schlössertypen eine relativ schlechte Note von 2,7.
Kettenschlösser: Sie haben wie Kabelschlösser den Vorteil, dass sie variable um unterschiedlich große Gegenstände passen, um das Rad anzuschließen. Allerdings sind sie häufig auch ähnlich schnell knackbar wie Kabelschlösser. Trotz der stabil anmutenden Kettenglieder, ist das Metall mit einem Bolzenschneider häufig kein Problem. Was bei hochwertigen Kettenschlössern zusätzlich ein Qualitätsmerkmal ist: Den Gewebe um die Kette ist nur mit einem weiteren Werkzeug beizukommen. Natürlich nimmt die sichernde Wirkung des Gewebes mit der Zeit ab, wenn das Gewebe alt und brüchiger wird.
Beispiel: Das Abus Granit CityChain X-Plus 1060/170 für 120 – 140 Euro hat bei einem Test der Stiftung Warentest als einziges Kettenschloss die Note „Gut“ erhalten.
Günstiger, genauso sicher, aber nur etwas schlechter in der Handhabung ist laut Stiftung Warentest das AXA-BASTA Kettenschloss Cherto Compact für 25 – 35 Euro.
Bügelschlösser: Durch das gebogene Rohr aus stabilem Metall halten diese Schlösser einem Aufbruch-Versuch durchschnittlich am längsten stand, haben aber den Nachteil, dass sie durch ihre festgesetzte Breite die Wahl der Anschließ-Möglichkeiten einschränkt. Sind Laternen z.B. die einzige Möglichkeit im Umkreis, wo man das Rad anschließen könnte, hat man mit einigen Modellen oft schon Probleme, weil der Umfang nicht passt. Wer sein Rad aber nur an bekannten Stellen anschließt, kann vorher ausmessen, wie breit der Bügel sein muss.
Beispiel: Das Trelock Dragon Line BS 650 hat beim Test der Stiftung Warentest mit einer Note von 1,6 als bestes Schloss abgeschlossen.
Faltschlösser: Sind in meinen Augen die beste Wahl, wenn man sein Rad häufig an anderen Orten abschließen möchte. Denn sie sind flexibel an unterschiedlich große Fahrradständer, Laternen oder Bäume usw. anschließbar. Gegenüber Bolzenschneidern und auch schwererem Gerät halten sie im durchschnittlich nicht ganz so lange stand wie Bügelschlösser, aber im hochwertigen Segment kommen auch hier viele Modelle über eine Aufbruch-zeit von drei Minuten und sind damit als sicher anzusehen. Vorteilhaft ist auch, dass sie zusammengefaltet sehr platzsparend sind und so unkompliziert am Rahmen befestigt werden können.
Beispiel: Das ABUS Faltschloss Bordo Granit XPlus 6500 ist laut Stiftung Warentest im Test das viertsicherste Schloss, hinter drei Bügelschlössern. Hier ein Test von survivalmesserguide.
Natürlich sollte man vor allem auf die Qualität achten, denn ein billiges Faltschloss z.B. von Lild (Crivit® Sports, Verkauf 2019) hält im Test nur 90 Sekunden, während ein wirklich hochwertiges Kettenschloss deutlich besser abschneidet.
Wer es Fahrraddieben mit einfachen Mitteln noch schwerer machen möchte, sollte über die Kombination aus zwei Schlössern nachdenken. Ein Rahmenschloss und zusätzlich ein Kettenschloss ist günstig, aber vergleichsweise sicher, da ein Dieb so häufig zwei unterschiedliche Werkzeuge dabei haben muss und es doppelt so lange dauert das Rad zu entwenden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit unterschiedlichen Schlössern gemacht? Haben Sie selber Modelle, die Sie empfehlen können, oder von denen man besser die Finger lassen sollte?
Kommentieren Sie gerne hier in unserer Community.